Samstag, 27. August 2011

Ohne Stick ist wie Französisch sprechen

Vorgestern war der erste Equicoach-Ausbildungstag unseres dritten Semesters.
Im Mittelpunkt für uns stand die Positionierung gegenüber dem Partner Pferd und
die Frage nach Legitimität und Status. Eng daran geknüpft war die Reflexion über die Bedeutung des Sticks.
Wir haben also mit den Pferd gespielt, ohne den Stick zu benutzen. Für einige der Gruppe war das eine große Erleichterung,
da sie noch nicht ganz an das Handling des Sticks gewöhnt sind bzw. Shcwierigkeiten haben mit einem Hilfsmittel, das so sehr einem Schlagstock ähnelt. Für mich allerdings war es eine sehr ungewohnte Erfahrung.
Meine ersten Schritte im natural horsemanship habe ich vor 10 Jahren gemacht, seitdem war der Stick irgendwie immer dabei,
gewissermaßen ein Teil von mir, wenn ich bei den Pferden bin.
Ohne Stick, das war nun wirklich neu. Die Versuchung war groß, das Ende des Seils als Stickersatz zu verwenden. Klar, schummeln ist möglich, aber was bringt es mir?
Ich war, gelinde gesagt, außer Gefecht, wie ein Anfänger pre level 1. Und plötzlich war dieser Satz in meinem Kopf: "Spielen ohne Stick, das ist wie Französisch sprechen".
Ich hab mich auf den Traktorreifen gesetzt und ein Weilchen darüber nachgedacht und bin zu folgender Erkenntnis gelangt:
Ohne Stick und ohne Muttersprache, das ist ähnlich, weil mir ein wichtiges Hilfsmittel fehlt. Eines, mit dem ich viele Feinheiten meines Erlebens, meines Denkens, meines Seins kommuniziere. So gesehen ist das schwierig ohne.
ABER: Obwohl ich keinen Stick/keine sprachliche Finesse habe, bin ich immer noch ich! Ich, mit all meinen Erfahrungen, Ressourcen, Gefühlen, Gedanken, Fähigkeiten, die ich ausdrücken kann und die mein Partner verstehen kann, wenn ich authentisch, in Übereinstimmung mit mir, agiere. Dagegen nutzt mir keine Rhetorik der Welt, kein Stick irgendetwas, wenn ich nicht sage, was ich tue und nicht tue, was ich sage.
Es war also Zeit, ein bisschen mehr bei mir zu bleiben, meine Intentionen ganz bewusst in meine Körperhaltung, meine Energie, meine Bewegungen und legen und siehe da: mir ist auch ohne Stick und ohne Seilende ein schönes Circling game, ein squeeze game etc geglückt.

Ich merke ganz allgemein, dass ich mich doch sehr auf Hilfsmittel verlasse und wenn ich sie nicht habe, auch ein Stück von mir verliere. Daran werde ich arbeiten. Ein erster Schritt: spielen at liberty und ohne Stick.....
Für alle Parellis: probiert das mal ganz bewusst, achtet darauf, was ich sich ändert bei euch, was sich ändert bei eurem Pferd, an der Art wie ihr kommuniziert, es ist absolut faszinierend!!

Sonnige Grüße aus der Schweiz,

Anja

1 Kommentar:

  1. Find ich eine gute Idee, Liberty + ohne Stick! :)

    Ich finds immer gut, wenn man sich nicht zu abhängig macht von seinen Hilfsmitteln, deswegen spiele ich recht oft ohne Stick (auch oft aus Faulheit).

    Interessant fand ich auch, mit einem dünnen Ast zu spielen, wie es bei den Waterhole Rituals vorkommt. Ich hab diese mit der ganzen Herde gespielt und gemerkt, dass sie vor einem Stick wesentlich mehr Respekt hatten als vor einem Ästchen.

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